Hartnäckigkeit wird belohnt
Als ich mich entschloss einen Bericht über meine eigene Fischerei auf unsere Lieblinge die Karpfen zu schreiben, erging es mir wie wohl jedem, der das erste mal einen längeren Bericht für eine Fachzeitschrift verfasst. Wie soll ich anfangen und vor allem über welche der zahlreichen Sessions oder befischten Gewässer möchte ich berichten. Also suchte ich zuerst nach einem Gewässer an dem ich und mein Angelfreund Stefan schon sehr viel erlebt haben. Die Wahl viel nun auf einen Bericht über eines unserer Hausgewässer welches wir schon mehrere Jahre gemeinsam befischen und die meisten hot spots schon ergründet haben. Es ist ein gebaggerter See, der damals entstanden ist, als Sand für die Deichbefestigung gebraucht wurde. Dieser See wurde Anfang der 80er Jahre besetzt und sollte somit auch diverse größere Karpfen beherbergen. Das interessante an dem See ist natürlich, dass man ihn über viele Jahre gedeihen sehen konnte und er außerdem eine super Wasserqualität und einen älteren Besatz hatte. Es ist uns damals nicht gelungen einen oder mehrere größere Karpfen an dem Gewässer zu fangen, obwohl man sie in den Flachwasserzonen beobachten konnte. Eine genaue Erkundung des Sees mit dem Boot und Echolot ist nicht möglich, da man kein Boot benutzen darf. Wir entschlossen uns also anfangs dazu mit der Lotrute und einem GTM 40 den Gewässergrund vom Ufer aus „abzuklopfen“. Im Jahr 2006 fing das erste Mal ein Angler der mir bekannt ist mehrere der älteren Fische. Die Waage blieb bei 22 und 26 Pfund stehen. Nun war es bestätigt. Die älteren Fische leben noch und den 22er Spiegler erkannten wir sofort wieder, denn Stefan hatte ihn mit einem Gewicht von 17,5 Pfund genau 2 Jahre vorher gefangen! Wir waren natürlich hocherfreut und schöpften neuen Mut. Als ich zufällig im Frühjahr diesen Jahres meinen Fischboiliemix umstellte und auf einmal wesentlich bessere Fangergebnisse an diversen Gewässern verzeichnen konnte, nahm ich mir vor ab August dort ein paar Sessions abzuhalten.
Ende August war es dann soweit. Ich hatte alle Sachen gepackt und bewegte mich mitsamt meiner Ausrüstung für den mehrtägigen Ansitz vom Auto zu meiner Angelstelle. Zum Glück war die auserwählte Stelle nicht besetzt und ich konnte sofort mit dem Aufbauen beginnen so das alles um ca. 17 Uhr an seinem Platz war.
Die Ruten wurden mit selbstgemachten Fischboilies beködert und zusätzlich ein Mix aus Boilies und Halibut Pellets gefüttert. Ich entschied mich aufgrund der früheren Erfahrungen 2 Ruten vor einer Schilfkante in ca. 2 Meter Tiefe zu fischen und die 3. Rute auf einer Sandbank, welche dann von 2,5 m ringsherum auf ca. 6 m abfällt. Als die Ruten im Wasser waren und ich etwas im Carp Mirror las bekam ich auch schon netten Besuch von Stefan und etwas später von Alex. Der Tag verging wie im Fluge und der Vollmond zeigte sein helles Gesicht, als um 4:36 Uhr am nächsten Morgen der erste Biß kam. Ein extrem kampfstarker 87 cm langer Schuppenkarpfen mit einem Gewicht von nur 21,2 Pfund glitt, in meinen Kescher. Da war er nun! Mein erster 20+ Fisch aus dem Gewässer und das machte natürlich Hoffnung auf mehr. Der Mittwoch begann mit einem heeerrlichen Cappucino und Brötchen mit Teewurst(in Hamburg auch AALRAUCH genannt). Es war ein wunderhübscher Sonnenaufgang zu sehen und die Wildgänse zogen Richtung Süden zu ihren Winterquartieren. Gegen Nachmittag bekam ich Besuch von meiner Frau und wir genossen die wunderschöne Natur. Bei diesem Ansitz folgen bis zum nächsten Tag noch ein weiterer Schuppenkarpfen mit knapp 20 Pfund und ein kleinerer Spiegler von 14 Pfund sowie ein bildhübscher Spiegelkarpfen mit einem Gewicht von 20 Pfund, welcher keine Verletzungen hatte und völlig „jungfräulich“ zu sein schien. Nun dachte ich mir natürlich, dass dieser plötzliche Fangerfolg an diesem Gewässer nicht so schnell zu toppen sei.
Eine Woche später war ich wieder an diesem schönen See. Nachdem die Ruten beködert und ausgeworfen waren, ging es dann auf das ultrabequeme Bedchair. Plötzlich um 0:55 Uhr schrillte des Karpfenanglers Wecker. Nach sattem Drill lag ein bildhübscher Schuppenkarpfen mit 24 Pfund Gewicht im Kescher. Unglaublich, es geht hier also noch mehr dachte ich mir und nachdem der Fisch versorgt war ging es wieder auf die Liege. Bei dieser Session fing ich insgesamt sechs Fische bis 24 Pfund, wovon mir einer sofort bekannt vorkam. Ein prächtiger goldfarbener Herbstschuppi landete zum zweiten Male in meinem Kescher, denn in der Vorwoche hatte ich ihn schon einmal gefangen. So einen Fangerfolg in zwei Sessions hätte ich mir nicht träumen lassen.
Und wie sagt man so schön: „ Wenn es am schönsten ist soll man aufhören!“ „MOMENT! Der Herbst hat doch erst begonnen!“
Und weil es so ist, ließ ich mich für eine Nacht im Oktober wieder dort am Wasser nieder. Es sollte unvergesslich werden. Ich fing 3 Fische in dieser Nacht und der größte Karpfen war ein über 90 cm langer Schuppi mit einem Gewicht von satten 27 Pfund.
Das zeigt mal wieder, dass sich Hoffnung, Planung, gute Köder und vor allem Hartnäckigkeit oft doch auszahlen und so einige Schätze hervorbringen. Ich hoffe ich konnte mit meinem Bericht all diejenigen Karpfenangler ermuntern, denen es ähnlich ergeht und sie zu weiteren Versuchen und Erfolgen bewegen.
Ich wünsche allen Lesern noch viele erfolgreiche Sessions und dicke Fische.